Bei Cinema in Concert stehen einige der eindrucksvollsten Soundtracks der Filmgeschichte im Mittelpunkt – allen voran Werke von Hans Zimmer. Mit Kompositionen für Filme wie Dune, Gladiator oder Interstellar hat er ein musikalisches Universum geschaffen, das längst über das Kino hinausstrahlt. Zwölf Oscar-Nominierungen, fünfzehn für den Golden Globe und 22 für den Grammy sprechen für sich – doch live gespielt entfaltet seine Musik eine ganz eigene Wucht. Filmmusik ist mehr als nur Hintergrundrauschen – sie macht Spannung spürbar, verleiht Charakteren eine Stimme und bleibt oft noch lange im Ohr, wenn der Abspann längst vorbei ist.
Eine Konzerteinführung gibt es jeweils 45 min vor Konzert.
Alexander Borodin Fürst Igor, daraus: Polowetzer Tänze
Carl Orff Carmina Burana. Cantiones profanae für Sopran, Tenor, Bariton, gemischter Chor, Knabenchor und Orchester
KLIMMZUG – Nicht Lüge, sondern Bullshit
Im postfaktischen Zeitalter gibt es so viele Wahrheiten, dass man manchmal gar nicht mehr durchblickt, was real ist. War es ein Mensch, der diesen Text schrieb, ist es ein Mensch, der diesen jetzt liest? Oder ist künstliche Intelligenz im Spiel? Der simple Realitätscheck geht so: Probieren Sie einen Klimmzug. Man fällt sich dabei selbst zur Last und spürt das eigene Gewicht. Keine Chance? Herzlichen Glückwunsch, sehr wahrscheinlich sind Sie ein echtes Lebewesen. Wenn Sie etwas mehr Zeit investieren können, besinnen Sie sich mit Carl Orffs Liedern auf die menschlichen Leidenschaften in allen Facetten: die Wechselhaftigkeit von Glück und Wohlstand, die Flüchtigkeit des Lebens, die Freude über die Rückkehr des Frühlings. Ebenso geht es um wichtige Dinge wie die Genüsse und Gefahren von Trinken, Völlerei, Glücksspiel und Wollust.
Eine Konzerteinführung gibt es jeweils 45 min vor Konzert.
Ludwig van Beethoven Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel „Egmont“, op. 84
Rachel Portman Tipping Points. Stück für Violine, Text und Orchester
Aram Chatschaturjan Sinfonie Nr. 2. „Sinfonie mit der Glocke“
ACHTUNG – So vieles läuft verkehrt
Ist das eine Sinfonie oder ein Schlag in die Magengrube? Man könnte sagen, Chatschaturjans Musik sei eine Übertreibung, eine überdimensionierte Klangkathedrale, gebaut für eine Welt, die nach Heldentum und Opfern verlangt. Aber vielleicht ist es genau andersherum: Vielleicht klingt seine Musik heute so fremd, weil wir uns daran gewöhnt haben, dass alles einen Filter hat – selbst das Schreckliche. Denn während Chatschaturjan den Krieg in direkter Zeugenschaft in Musik goss, erstarken gerade wieder Autokratien, welche die Demokratie aushöhlen.
Das Programm dieses Konzerts wurde vom künstlerischen Beirat der Staatsphilharmonie entwickelt.
Eine Konzerteinführung gibt es jeweils 45 min vor Konzert.
Joby Talbot Ink Dark Moon. Konzert für Gitarre und Orchester
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky Sinfonie Nr. 1 g-Moll, op. 13 „Winterträume“
SCHNEE – Freunde des weißen Pulvers, guten Abend!
Die winterliche Welt ist freundlicher, heller und leiser, wenn sie mit Schnee bedeckt ist. Diese Erfahrung konnten allerdings längst nicht alle machen, denn abgesehen davon, dass unser Wetter zunehmend nichts mehr mit Jahreszeiten zu tun hat, haben zwei Drittel der Menschen noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen. Genauso viele reden bei Partys übers Wetter, weil es viel weniger anstrengend ist, als zuzugeben: „Ich bin nutzlos, ich bin eine Null!“, was übrigens Tschaikowsky während der Arbeit an seiner 1. Sinfonie sagte. Manchmal sollte man also einfach aussprechen, was man denkt, vielleicht fällt dann ein Meisterwerk vom Himmel.
Eine Konzerteinführung gibt es jeweils 45 min vor Konzert.
Sidney Corbett Jagged Ladder. Konzert für Klavier und Orchester URAUFFÜHRUNG
Dmitri Schostakowitsch Sinfonie Nr. 5 d-Moll, op. 47
KRAFTSTOFF – Zapfsäule 5, bitte einmal d-Moll vollmachen
Was ist eigentlich besser: auf der Welt sein oder nicht auf der Welt sein? Den Zeitpunkt und Ort seiner Geburt kann man sich nicht aussuchen. Dabei sind genau das die wesentlichen Koordinaten für den Startpunkt, von dem aus sich unsere Lebensgestaltung entwickelt. Schostakowitsch wurde am 25. September 1906 geboren. Als Reaktion auf das Stalin-Regime wählte er den Weg der inneren Emigration: Auf Auslandsreisen, zu denen er als Repräsentant sowjetischer Musik von offizieller Seite gezwungen wurde, erweckte er den Eindruck der Regimetreue; seine wahren Gefühle aber vertraute er in kryptischer Weise seinen Kompositionen an. So behielt er die Kraft zum Weitermachen. Mit der 5. Sinfonie konnte er sich zunächst rehabilitieren, auch wenn der große Triumphmarsch in Wirklichkeit ein Todesmarsch ist.
Eine Konzerteinführung gibt es jeweils 45 min vor Konzert.
Zülfü Livaneli ist eine Ikone – ein Musiker, Schriftsteller und Intellektueller, der über Generationen hinweg Menschen bewegt hat. Seine Musik erzählt Geschichten von Widerstand, Hoffnung und Sehnsucht. Für viele ist sie ein Stück Heimat, für andere eine Entdeckung, die noch bevorsteht. An diesem Abend trifft seine Klangwelt auf die Staatsphilharmonie. Es ist mehr als ein Konzert – hier begegnen sich Traditionen, die sich längst überschneiden. Musik schafft keine einfachen Brücken, aber sie bringt Menschen zusammen, die vielleicht gar nicht bemerken, wie viel sie bereits teilen. Gerade in Mannheim, wo so viele Biografien zwischen Ländern, Sprachen und Kulturen verlaufen, hat dieser Abend eine besondere Bedeutung. Es geht um das, was bleibt, egal wo man lebt: die Melodien, die uns begleiten, die Lieder, die wir mit unseren Eltern gehört haben, und die Texte, die uns verstehen lassen, wer wir sind.
Eine Konzerteinführung gibt es jeweils 45 min vor Konzert.
Peteris Vasks Konzert für Violoncello und Streichorchester Nr. 2 „Klatbutne (Präsenz)“
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky Sinfonie Nr. 4 f-Moll, op. 36
SCHICKSAL – Alle Zeit der Welt
Dieser Tipp geht aufs Haus: Man kann nicht morgens Zucker mit Zucker essen, dann Zucker trinken und glauben, das wäre ein Frühstück gewesen. Nein, nein, liebes Publikum, seien Sie vernünftig. Doch wer Vorsicht sagt, der muss auch Fahrradhelm sagen. Wer Gesundheit wünscht, sollte für den Winter Vitamin D bestellen. Und wer Sicherheit will, der muss erstmal die eigenen Ängste anerkennen. Denn wie man es dreht und wendet, wir sind Gefangene der Zeit und des Schicksals. Immerhin sind wir in diesem Punkt alle gleich. Peter Tschaikowskys Schicksalssinfonie erzählt genau davon. Und da das menschliche Einfühlungsvermögen wesentlich magischer ist als seine Unvernunft, konzentrieren wir uns doch einfach darauf.
Eine Konzerteinführung gibt es jeweils 45 min vor Konzert.
Arnold Schönberg Ein Überlebender aus Warschau op. 46
Georg Friedrich Händel I know that my redeemer liveth („Ich weiß, dass mein Erlöser lebet“) aus „Der Messias“
Enjott Schneider Memento mortuis. „Herr, mach mich zum Werkzeug deines Friedens“ Motette für Chor und Orchester
Johannes Brahms Ein Deutsches Requiem op. 45
Am 8. Mai jährt sich die Befreiung vom Nationalsozialismus zum 80. Mal. Sechs Jahre Krieg und mehr als 60 Millionen Tote – das Konzert ist allen Lebenden und Leidtragenden gewidmet. Immer auch mit dem Blick auf die aktuellen Kriege, Diskriminierungen und anti-demokratischen Strömungen weltweit – für mehr Menschenwürde, Solidarität und Freundschaft.
Ludwig van Beethoven Missa solemnis D-Dur, op. 123
Geschenke, die von Herzen kommen, sind am schönsten. Man merkt dann, dass sich das Gegenüber Gedanken gemacht hat. Beethovens „Missa solemnis“ war ein Herzensgeschenk für seinen Freund Erzherzog Rudolph von Österreich. „Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen“, schrieb Beethoven an den Anfang der Partitur. Wer keine Zeit hat eine Messe zu komponieren, spielt über Bande und schenkt Konzertkarten.
Erich Wolfgang Korngold Captain Blood, daraus: Ouvertüre
John Williams Konzert für Violoncello und Orchester
Hector Berlioz Symphonie fantastique, op.14
Gibt es ein bombastischeres Lebenswerk als das von John Williams mit 54 Oscar-Nominierungen, 68 Grammy Nominierungen und nahezu allen Kompositionsaufträge zu den Spielberg-Filmen? Das erinnert fast an Mozart und Da Ponte. Ehrlicherweise kennen die acht Milliarden Menschen auf dieser Erde wahrscheinlich eher die Star-Wars-Fanfaren als den Don Giovanni. Erfunden hat den Hollywood-Sound übrigens Erich Wolfgang Korngold. Und auch er trat im Doppel auf: mit Max Reinhardt. Die beiden Exil-Österreicher revolutionierten in Hollywood die Filmindustrie.